Wichtiger Hinweis: Für alle regelmässigen Blog-LeserInnen,
die nun einen Eintrag von Nathalie erwarten (Colin hält sich ja schon seit
geraumer Zeit diskret im Hintergrund): Leider müsst ihr euch mit mir als
Gastschreiberin zufrieden geben, oder einfach nicht weiterlesen.
Am 7. August bin ich auf australischem Boden gelandet, um
unseren beiden Auswanderer einen Besuch abzustatten. Trotz der Verspätung
meines Flugzeuges hat Nathalie brav auf mich gewartet. Die Wiedersehensfreude
war gross, die lange Trennung schien den, sagen wir einmal, liebevollen Umgangsformen
aber keinen Abbruch getan zu haben. Und noch bevor wir beim Auto angekommen
sind, kam es uns vor, als sei es erst gestern gewesen, als wir uns das letzte
Mal gesehen haben. Kommt davon, wenn man fast das ganze bisherige Leben
miteinander verbracht hat.
Wie für Nathalie üblich, waren die 2.5 Woche, welche ich in
Perth verbringen würde, fast von A bis Z organisiert und es erwartete mich
sogar ein Plan (echt jetzt!), wann die beiden Arbeiterbienen nach Hause kommen,
wann wir ihre Freunde treffen und wann wir andere Aktivitäten geplant haben.
Am Freitag nach dem Feierabend hat mich Nathalie in die
Gepflogenheiten des hiesigen öffentlichen Verkehrs eingeführt. Wer in den
Bussen einen Haltestellenplan oder eine Ansage erwartet, der hat Pech. Da der
Grossteil der Bevölkerung mit dem Auto unterwegs ist, scheint der ÖV eine eher
sekundär Rolle zu spielen (daher wohl auch der Viertelstunden Takt zur
Rush-Hour). Der Weg in die Stadt ist kein Problem: Einfach bis zur Endstation
fahren und darauf achten, je grösser die Münze, die man dem Busfahrer gibt,
desto weniger ist sie Wert. Das soll einer verstehen! Bei der Rückfahrt wird’s
dann schon etwas komplizierter. Schritt 1: Beim Einsteigen die Station angeben.
Dabei handelt es sich aber nicht einfach um „Morgartenring, Barfüsserplatz“
o.ä. Nein, man muss die Hauptstrasse und die Querstrassen kennen, um dem
Busfahrer zu sagen, wo man in etwa gerne anhalten und aussteigen möchte.
Aufgrund der momentanen Adresse heisst das nun (Schritt 2) „Flinderstreet
before Swanstreet“. Nicht zu verwechseln mit „Flinderstreet after Swanstreet“.
Da müsste man nämlich ein ganzes Stück zurück laufen (und das tut hier
praktisch niemand, also zu Fuss unterwegs sein. Es sei denn, man befindet sich
am Strand und hat Sporthosen an, die sind ganz ganz wichtig. Dann macht man
nämlich Sport. Weil, wie gesagt, hier ist man einfach nicht zu Fuss
unterwegs!!!). Aber zurück zu unserer Busfahrt. Weiter zu beachten ist: Die
Station heisst stadteinwärts nicht gleich, wie stadtauswärts, da sich dann die
Swanstreet einmal vor und einmal hinter der Haltestelle befindet. Alles klar?!
Schritt 3: Zum richtigen Zeitpunkt den Halteknopf betätigen, da der Bus
ansonsten einfach an der Haltestelle vorbeifährt (falls niemand sonst ein- oder
aussteigen will). Man kann den Busfahrer zwar höflich bitten, einem ein Zeichen
zu geben, wenn die gewünschte Haltestelle naht. Ob der nette Herr, oder die
freundliche Dame das dann aber noch weiss, ist fraglich. Also ist es am einfachsten
sich ein paar Merkmale in der Umgebung zu suchen und dann den Knopf zu
betätigen. Schritt 4: Sich beim Busfahrer bedanken, aussteigen und hoffen, dass
man wirklich dort ist, wo man hin will. Und wenn beim Warten an der Haltestelle
der Bus naht „Hail Bus“, sonst hält das Ding einfach nicht an.
Nach diesem ersten Abenteuer haben wird den Samstag mit
einer Beachtour verbracht. An diesem Tag zeigte sich der australische Winter
von seiner schönsten Seite, so dass kurze Hosen, Sonnenbrille und -crème durchaus
passende Accessoires waren. Die Surfer kämpften um die besten Wellen und wir um
die besten Fotos mit türkisfarbenem Wasser. Am Abend fuhren wir in Richtung
Perth Hills. Von dort „oben“ hat man eine schöne Aussicht über ganz Perth und
die angrenzende Umgebung sowie den Sonnenuntergang. Mit einem ausgiebigen
Picknick bewaffnet versuchten wir solange, als möglich durchzuhalten. Da es
aber bereits um 18.30 aussieht, als ob es 22.00 Uhr ist und es sich auch
mindestens so kalt anfühlt, packten wir unsere sieben Sachen gegen 19.00 Uhr
zusammen und liessen den Abend zu Hause ausklingen.
Am Sonntag waren wir zu einem kleinen BBQ eingeladen. Ein
ehemaliger Schulfreund von Nathalie (aus der Englischschule) feierte seinen
Geburtstag. Und wo geht so etwas besser, als am Strand? Anschliessend fuhren
wir noch nach Freemantle und zwar einfach so, weil wir das können J
Ein Abstecher auf den Markt sowie die Besichtigung des Hafens, an dem ein
riesen Container den nächsten jagt, durfte nicht fehlen. Eigentlich wollten wir
noch einen Freund bei der Arbeit in einer Bar besuchen. Da hier aber, wie
bereits erwähnt, keine weiter als ein paar Meter läuft und die Bar doch noch
ein ganzes Stück entfernt war, haben wir auf diese Aktivität verzichtet (das
Auto war eben genau in der entgegen gesetzten Richtung parkiert).
Während der Woche hinweg ich selber v.a. mit herrlichem
Nichtstun, Autofahren (der Linksverkehr ist gewöhnungsbedürftig) und dem Besuch
von Rottnest Island (Quokkas suchen) sowie Wave Rock beschäftigt. Zudem besuchte
ich Nathalie in einer ihrer Zumba Stunden. Das Gefühl einer Koordinations- und
Bewegungsbehinderung blieb fast bis zum letzten Ton der Musik bestehen, aber
was soll’s. Bei einem Blick in die 15 köpfige Gruppe schien ich mit dieser Einschränkung
offensichtlich nicht alleine zu sein. Anschliessend waren wir wieder mit den
Anderen verabredet, um noch das eine oder andere Getränk zu uns zu nehmen.
Am Mittwoch konnte Nathalie früher Feierabend machen, war
also gegen 13.30 zu Hause und wir versuchten unsere innere Bäckersfrau hervor
zu holen. Die Luxembourgerli sahen schlussendlich zwar nicht ganz so schön aus,
wie ihre Verwandten aus der Confiserie. Da sie selbst gemacht waren, schmeckten
sie aber umso besser.
Am Wochenende vom 15.8. fuhren wir am späteren Nachmittag
nach Margaret River (wir fuhren also an einem Freitagnachmittag noch rasch von
Basel nach Locarno und tun mal so, als ob das nichts ist). Den aufmerksamen
Blog-LeserInnen wird dieser Ort dadurch bekannt sein, da Nathy und Colin dort 3
Monate verbracht haben, um auf einem Weingut zu arbeiten. Auch hier kam ich in
den Genuss mich einfach ins Auto setzen und durch die Gegend kutschieren lassen
zu können. Von A ging’s nach B, mit einem kleinen Abstecher nach C, ohne dabei
D zu vergessen (zum Glück hatte Nathy mal wieder einen Plan J).
Dazwischen durchfuhren wir das kleine Örtchen Cowaramup, welches sich zum Ziel
gemacht hat, so viele Kühe (aus Plastik) aufzustellen, wie nur irgend möglich.
Ein „rascher“ Halt auf der Farm, wo die beiden gearbeitet haben, stand
ebenfalls auf dem Plan, um sich mal wieder mit den Leuten dort auszutauschen.
Was mir v.a. in Erinnerung bleiben wird sind die unglaublichen Farben am Meer,
die vielen Weinfarmen, die Kängurus (ja die gibt es hier wirklich!) und die
Wale, welche wir aus der Ferne beobachten konnten. Der abendliche Pub-Besuch
durfte ebenfalls nicht fehlen. Was dem Festlandeuropäer dabei ins Auge springen
wird, ist der Fakt, dass es einfach egal ist, wie man aussieht, oder was man
anhat, hautpsache man trägt etwas Schuhähnliches am Fuss. Alles andere ist
egal! Kurz vor dem zu Bett gehen führten wir noch eine kleine Skypesession mit
unseren Freunden zu Hause durch. Legendär!
Auf dem Weg zurück nach Perth stand ein Abstecher nach
Mandurah, dem hiesigen Monaco oder St. Tropez auf dem Plan (der Plan, denkt
immer an den Plan!!!). Die Häuser waren gross, die Autos und Schiffe teuer und
man konnte das massig investierte Geld förmlich riechen. Der zentrale Stadtkern
war dann auch nur den Einwohnern zugänglich. Ein kurzer Blick durch das Gatter
zeigte eine venezianische anmutende Architektur mit Kanälen, Brücken und
toskanischem Flair. Wenn man sonst nichts anderes zu tun hat, baut man sich
eben eine europäische Stadt mitten in die australischen Weiten.
Am Wochenende vom 21.8. hatte Nathy „Midterm Break“, d.h.
Schulfrei von Freitag bis Montag. Diese Gelegenheit haben wir dazu genutzt,
nach Jurien Bay zu fahren. Ein süsses kleines Örtchen, 2.5 Autofahrstunden
nördlich von Perth. Colin musste am Freitag arbeiten und stiess erst am
Samstagmorgen dazu. Die adrett gekleidete Bardame hat er daher leider verpasst.
Den Freitag nutzten wir für einen Ausflug zu den Pinnacles.
Genaueres darüber findet ihr sicherlich auf Google (alles zu erklären würde den
Rahmen dieses Eintrages sprengen oder die weniger interessierte Leserschaft
einschläfern). Auf einem kleinen Felsvorsprung gab Nathy dann eine
Neuinterpretation von „Arielle, die kleine Meerjungfrau“ zum Besten.
Beweisfotos/-videos wurden gemacht und können gegen ein faires Tauschangebot eingesehen
werden :)
Nach dem Versuch Sherlock Holmes mässig einer unbekannten
Tierspur zu folgen, mussten wir nach ca. 30 Min. aufgeben. Es war uns schier
nicht möglich die Quelle der Spuren zu finden und trugen lediglich dazu bei ein
älteres Ehepaar zu verwirren. Da sie sich nicht sicher waren, wo der
gekennzeichnete Weg entlangführt, haben sie sich blind darauf verlassen, dass
wir schon wissen, wo es lang geht. Als in einem Gebüsch dann die Spur im Sand
verlief, wurde auch den beiden ehemaligen Lehrern bewusst, dass wir gar nicht
darauf aus waren, den regulären Weg zu finden. Etwas später, das Paar schien
sich erneut verlaufen zu haben, führte ein weiterer Abzweiger unserseits zu
einem erneuten Verwirrspiel für die Älteren. Es war herrlich.
Den restlichen Tag verbrachten wir damit die nähere Umgebung
zu erkunden, unsere Glieder am Strand auszustrecken und den Sonnenuntergang zu geniessen.
Samstagmorgen, Colin taucht auf. Die Freude ist gross! Der Tagesplan
beinhaltete lediglich Abendessen besorgen (der ortsinterne Metzger hatte eine
super Auswahl) und sich in der Sonne brutzeln, bevor es uns die Würste auf dem
Grill gleich tun. Herrlich!!!
Als die Sonne langsam begann sich dem Horizont zu nähern,
packten wir unsere „wenigen“ Würste aus (jaja, wir waren mal wieder gierig!)
und Colin zeigte uns und der Welt, wie man das richtig macht. Während der Skype
Konferenz mit Anja schien es uns völlig zu entgehen, dass Gustav Möwe und seine
Komplizen sich an unser Essen heran zu machen versuchten. Das jahrelange „Tauben-umherscheuch-Training“
machte sich endlich bezahlt und die Stunde der Wahrheit war gekommen. Ich gegen
die Möwen Bande. Zur Freude aller, hat sich mein Einsatz bezahlt gemacht und
das Abendessen war gerettet. En Guete!
Das Wochenende liessen wir mit einer Partie Sandboarding
ausklingen. Nach einigem Hin und Her und dem Erproben einer geeigneten Technik
versuchten wir unseren Snowboard-Wurzeln gerecht zu werden, was mehr oder
weniger erfolgreich war. Spass hat’s auf jedenfall gemacht!
Morgen geht es für mich weiter nach Melbourne, um am
nächsten Sonntag meinen bereits sehnsüchtig erwarteten Reisebegleiter in Sydney
in Empfang zu nehmen.
Abschliessend bleibt nur noch übrig danke zu sagen. Danke
für 2,5 unvergessliche Wochen, mit vielen neuen Eindrücken, genau so vielen
alten Erinnerungen und der Aufforderung an alle, sich einmal an dieses Ende der
Welt zu verirren. Ihr werdet es nicht bereuen!
Fabienne
PS: Nathalie hat sich ja wiederholt darüber ausgelassen,
dass es hier im Hause so kalt sei. Nach reiflicher Prüfung (und ohne auf die
eigene Gesundheit Rücksicht zu nehmen), kann ich diese Aussage nun definitiv
bestätigen. „Es isch arschkalt!!!“
PPS: danke für den Eintrag, ist richtig gemütlich wenn man
einfach lesen kann, was man so erlebt hat…daran könnte ich mich gewöhnen… Nun,
wir haben natürlich nicht nur Ferientage mit Fabienne genossen, sondern
nebenher immer noch ganz brav und kräftig gearbeitet. Alles läuft immer noch
wie am Schnürchen und sowohl meine Schule wie auch Colins’ Firma ist sehr
zufrieden mit uns und verlängerte Verträge könnten schon bald in Aussicht sein.
Wir werden sehen. Ausserdem ist vor 3 Tagen mein Skills Assessment angekommen:
Ich bin jetzt offiziell, auch in Australien, eine Sekundarlehrerin J
Juhuuu! Für weitere visa-technische Schritte sind wir momentan mit unserem
Agenten („Migrationagent“) in Verbindung.
PPPS: Es war supertoll, Fabienne hier zu haben. Ich konnte
einfach das sagen, was mir gerade in den Sinn kam (ohne vorher nach dem Wort zu
suchen oder ob man das grammatikalisch überhaupt so sagen kann etc), alte
Zeiten auferleben lassen, wieder rumblödeln und und und… Ein Jahr auf Distanz
hat der Freundschaft absolut keinen Abbruch gegeben und ich hoffe, dies wird
auch für die Zukunft so weiter gehen. Ich freue mich sie bald wiederzusehen,
sei es in Basel, Perth oder BaliJ