Sonntag, 24. August 2014

Besuch :)

Hallo zämme


Wichtiger Hinweis: Für alle regelmässigen Blog-LeserInnen, die nun einen Eintrag von Nathalie erwarten (Colin hält sich ja schon seit geraumer Zeit diskret im Hintergrund): Leider müsst ihr euch mit mir als Gastschreiberin zufrieden geben, oder einfach nicht weiterlesen.

Am 7. August bin ich auf australischem Boden gelandet, um unseren beiden Auswanderer einen Besuch abzustatten. Trotz der Verspätung meines Flugzeuges hat Nathalie brav auf mich gewartet. Die Wiedersehensfreude war gross, die lange Trennung schien den, sagen wir einmal, liebevollen Umgangsformen aber keinen Abbruch getan zu haben. Und noch bevor wir beim Auto angekommen sind, kam es uns vor, als sei es erst gestern gewesen, als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Kommt davon, wenn man fast das ganze bisherige Leben miteinander verbracht hat.

Wie für Nathalie üblich, waren die 2.5 Woche, welche ich in Perth verbringen würde, fast von A bis Z organisiert und es erwartete mich sogar ein Plan (echt jetzt!), wann die beiden Arbeiterbienen nach Hause kommen, wann wir ihre Freunde treffen und wann wir andere Aktivitäten geplant haben.

Am Freitag nach dem Feierabend hat mich Nathalie in die Gepflogenheiten des hiesigen öffentlichen Verkehrs eingeführt. Wer in den Bussen einen Haltestellenplan oder eine Ansage erwartet, der hat Pech. Da der Grossteil der Bevölkerung mit dem Auto unterwegs ist, scheint der ÖV eine eher sekundär Rolle zu spielen (daher wohl auch der Viertelstunden Takt zur Rush-Hour). Der Weg in die Stadt ist kein Problem: Einfach bis zur Endstation fahren und darauf achten, je grösser die Münze, die man dem Busfahrer gibt, desto weniger ist sie Wert. Das soll einer verstehen! Bei der Rückfahrt wird’s dann schon etwas komplizierter. Schritt 1: Beim Einsteigen die Station angeben. Dabei handelt es sich aber nicht einfach um „Morgartenring, Barfüsserplatz“ o.ä. Nein, man muss die Hauptstrasse und die Querstrassen kennen, um dem Busfahrer zu sagen, wo man in etwa gerne anhalten und aussteigen möchte. Aufgrund der momentanen Adresse heisst das nun (Schritt 2) „Flinderstreet before Swanstreet“. Nicht zu verwechseln mit „Flinderstreet after Swanstreet“. Da müsste man nämlich ein ganzes Stück zurück laufen (und das tut hier praktisch niemand, also zu Fuss unterwegs sein. Es sei denn, man befindet sich am Strand und hat Sporthosen an, die sind ganz ganz wichtig. Dann macht man nämlich Sport. Weil, wie gesagt, hier ist man einfach nicht zu Fuss unterwegs!!!). Aber zurück zu unserer Busfahrt. Weiter zu beachten ist: Die Station heisst stadteinwärts nicht gleich, wie stadtauswärts, da sich dann die Swanstreet einmal vor und einmal hinter der Haltestelle befindet. Alles klar?! Schritt 3: Zum richtigen Zeitpunkt den Halteknopf betätigen, da der Bus ansonsten einfach an der Haltestelle vorbeifährt (falls niemand sonst ein- oder aussteigen will). Man kann den Busfahrer zwar höflich bitten, einem ein Zeichen zu geben, wenn die gewünschte Haltestelle naht. Ob der nette Herr, oder die freundliche Dame das dann aber noch weiss, ist fraglich. Also ist es am einfachsten sich ein paar Merkmale in der Umgebung zu suchen und dann den Knopf zu betätigen. Schritt 4: Sich beim Busfahrer bedanken, aussteigen und hoffen, dass man wirklich dort ist, wo man hin will. Und wenn beim Warten an der Haltestelle der Bus naht „Hail Bus“, sonst hält das Ding einfach nicht an.

Nach diesem ersten Abenteuer haben wird den Samstag mit einer Beachtour verbracht. An diesem Tag zeigte sich der australische Winter von seiner schönsten Seite, so dass kurze Hosen, Sonnenbrille und -crème durchaus passende Accessoires waren. Die Surfer kämpften um die besten Wellen und wir um die besten Fotos mit türkisfarbenem Wasser. Am Abend fuhren wir in Richtung Perth Hills. Von dort „oben“ hat man eine schöne Aussicht über ganz Perth und die angrenzende Umgebung sowie den Sonnenuntergang. Mit einem ausgiebigen Picknick bewaffnet versuchten wir solange, als möglich durchzuhalten. Da es aber bereits um 18.30 aussieht, als ob es 22.00 Uhr ist und es sich auch mindestens so kalt anfühlt, packten wir unsere sieben Sachen gegen 19.00 Uhr zusammen und liessen den Abend zu Hause ausklingen.
Am Sonntag waren wir zu einem kleinen BBQ eingeladen. Ein ehemaliger Schulfreund von Nathalie (aus der Englischschule) feierte seinen Geburtstag. Und wo geht so etwas besser, als am Strand? Anschliessend fuhren wir noch nach Freemantle und zwar einfach so, weil wir das können J Ein Abstecher auf den Markt sowie die Besichtigung des Hafens, an dem ein riesen Container den nächsten jagt, durfte nicht fehlen. Eigentlich wollten wir noch einen Freund bei der Arbeit in einer Bar besuchen. Da hier aber, wie bereits erwähnt, keine weiter als ein paar Meter läuft und die Bar doch noch ein ganzes Stück entfernt war, haben wir auf diese Aktivität verzichtet (das Auto war eben genau in der entgegen gesetzten Richtung parkiert).

Während der Woche hinweg ich selber v.a. mit herrlichem Nichtstun, Autofahren (der Linksverkehr ist gewöhnungsbedürftig) und dem Besuch von Rottnest Island (Quokkas suchen) sowie Wave Rock beschäftigt. Zudem besuchte ich Nathalie in einer ihrer Zumba Stunden. Das Gefühl einer Koordinations- und Bewegungsbehinderung blieb fast bis zum letzten Ton der Musik bestehen, aber was soll’s. Bei einem Blick in die 15 köpfige Gruppe schien ich mit dieser Einschränkung offensichtlich nicht alleine zu sein. Anschliessend waren wir wieder mit den Anderen verabredet, um noch das eine oder andere Getränk zu uns zu nehmen.
Am Mittwoch konnte Nathalie früher Feierabend machen, war also gegen 13.30 zu Hause und wir versuchten unsere innere Bäckersfrau hervor zu holen. Die Luxembourgerli sahen schlussendlich zwar nicht ganz so schön aus, wie ihre Verwandten aus der Confiserie. Da sie selbst gemacht waren, schmeckten sie aber umso besser.
 



Am Wochenende vom 15.8. fuhren wir am späteren Nachmittag nach Margaret River (wir fuhren also an einem Freitagnachmittag noch rasch von Basel nach Locarno und tun mal so, als ob das nichts ist). Den aufmerksamen Blog-LeserInnen wird dieser Ort dadurch bekannt sein, da Nathy und Colin dort 3 Monate verbracht haben, um auf einem Weingut zu arbeiten. Auch hier kam ich in den Genuss mich einfach ins Auto setzen und durch die Gegend kutschieren lassen zu können. Von A ging’s nach B, mit einem kleinen Abstecher nach C, ohne dabei D zu vergessen (zum Glück hatte Nathy mal wieder einen Plan J). Dazwischen durchfuhren wir das kleine Örtchen Cowaramup, welches sich zum Ziel gemacht hat, so viele Kühe (aus Plastik) aufzustellen, wie nur irgend möglich. Ein „rascher“ Halt auf der Farm, wo die beiden gearbeitet haben, stand ebenfalls auf dem Plan, um sich mal wieder mit den Leuten dort auszutauschen. Was mir v.a. in Erinnerung bleiben wird sind die unglaublichen Farben am Meer, die vielen Weinfarmen, die Kängurus (ja die gibt es hier wirklich!) und die Wale, welche wir aus der Ferne beobachten konnten. Der abendliche Pub-Besuch durfte ebenfalls nicht fehlen. Was dem Festlandeuropäer dabei ins Auge springen wird, ist der Fakt, dass es einfach egal ist, wie man aussieht, oder was man anhat, hautpsache man trägt etwas Schuhähnliches am Fuss. Alles andere ist egal! Kurz vor dem zu Bett gehen führten wir noch eine kleine Skypesession mit unseren Freunden zu Hause durch. Legendär!
 
Auf dem Weg zurück nach Perth stand ein Abstecher nach Mandurah, dem hiesigen Monaco oder St. Tropez auf dem Plan (der Plan, denkt immer an den Plan!!!). Die Häuser waren gross, die Autos und Schiffe teuer und man konnte das massig investierte Geld förmlich riechen. Der zentrale Stadtkern war dann auch nur den Einwohnern zugänglich. Ein kurzer Blick durch das Gatter zeigte eine venezianische anmutende Architektur mit Kanälen, Brücken und toskanischem Flair. Wenn man sonst nichts anderes zu tun hat, baut man sich eben eine europäische Stadt mitten in die australischen Weiten.
 


















Am Wochenende vom 21.8. hatte Nathy „Midterm Break“, d.h. Schulfrei von Freitag bis Montag. Diese Gelegenheit haben wir dazu genutzt, nach Jurien Bay zu fahren. Ein süsses kleines Örtchen, 2.5 Autofahrstunden nördlich von Perth. Colin musste am Freitag arbeiten und stiess erst am Samstagmorgen dazu. Die adrett gekleidete Bardame hat er daher leider verpasst.
Den Freitag nutzten wir für einen Ausflug zu den Pinnacles. Genaueres darüber findet ihr sicherlich auf Google (alles zu erklären würde den Rahmen dieses Eintrages sprengen oder die weniger interessierte Leserschaft einschläfern). Auf einem kleinen Felsvorsprung gab Nathy dann eine Neuinterpretation von „Arielle, die kleine Meerjungfrau“ zum Besten. Beweisfotos/-videos wurden gemacht und können gegen ein faires Tauschangebot eingesehen werden :)
Nach dem Versuch Sherlock Holmes mässig einer unbekannten Tierspur zu folgen, mussten wir nach ca. 30 Min. aufgeben. Es war uns schier nicht möglich die Quelle der Spuren zu finden und trugen lediglich dazu bei ein älteres Ehepaar zu verwirren. Da sie sich nicht sicher waren, wo der gekennzeichnete Weg entlangführt, haben sie sich blind darauf verlassen, dass wir schon wissen, wo es lang geht. Als in einem Gebüsch dann die Spur im Sand verlief, wurde auch den beiden ehemaligen Lehrern bewusst, dass wir gar nicht darauf aus waren, den regulären Weg zu finden. Etwas später, das Paar schien sich erneut verlaufen zu haben, führte ein weiterer Abzweiger unserseits zu einem erneuten Verwirrspiel für die Älteren. Es war herrlich.
Den restlichen Tag verbrachten wir damit die nähere Umgebung zu erkunden, unsere Glieder am Strand auszustrecken und den Sonnenuntergang zu geniessen.
Samstagmorgen, Colin taucht auf. Die Freude ist gross! Der Tagesplan beinhaltete lediglich Abendessen besorgen (der ortsinterne Metzger hatte eine super Auswahl) und sich in der Sonne brutzeln, bevor es uns die Würste auf dem Grill gleich tun. Herrlich!!!
Als die Sonne langsam begann sich dem Horizont zu nähern, packten wir unsere „wenigen“ Würste aus (jaja, wir waren mal wieder gierig!) und Colin zeigte uns und der Welt, wie man das richtig macht. Während der Skype Konferenz mit Anja schien es uns völlig zu entgehen, dass Gustav Möwe und seine Komplizen sich an unser Essen heran zu machen versuchten. Das jahrelange „Tauben-umherscheuch-Training“ machte sich endlich bezahlt und die Stunde der Wahrheit war gekommen. Ich gegen die Möwen Bande. Zur Freude aller, hat sich mein Einsatz bezahlt gemacht und das Abendessen war gerettet. En Guete!
Das Wochenende liessen wir mit einer Partie Sandboarding ausklingen. Nach einigem Hin und Her und dem Erproben einer geeigneten Technik versuchten wir unseren Snowboard-Wurzeln gerecht zu werden, was mehr oder weniger erfolgreich war. Spass hat’s auf jedenfall gemacht!

Morgen geht es für mich weiter nach Melbourne, um am nächsten Sonntag meinen bereits sehnsüchtig erwarteten Reisebegleiter in Sydney in Empfang zu nehmen.

Abschliessend bleibt nur noch übrig danke zu sagen. Danke für 2,5 unvergessliche Wochen, mit vielen neuen Eindrücken, genau so vielen alten Erinnerungen und der Aufforderung an alle, sich einmal an dieses Ende der Welt zu verirren. Ihr werdet es nicht bereuen!

 Fabienne
 







PS: Nathalie hat sich ja wiederholt darüber ausgelassen, dass es hier im Hause so kalt sei. Nach reiflicher Prüfung (und ohne auf die eigene Gesundheit Rücksicht zu nehmen), kann ich diese Aussage nun definitiv bestätigen. „Es isch arschkalt!!!“
 






PPS: danke für den Eintrag, ist richtig gemütlich wenn man einfach lesen kann, was man so erlebt hat…daran könnte ich mich gewöhnen… Nun, wir haben natürlich nicht nur Ferientage mit Fabienne genossen, sondern nebenher immer noch ganz brav und kräftig gearbeitet. Alles läuft immer noch wie am Schnürchen und sowohl meine Schule wie auch Colins’ Firma ist sehr zufrieden mit uns und verlängerte Verträge könnten schon bald in Aussicht sein. Wir werden sehen. Ausserdem ist vor 3 Tagen mein Skills Assessment angekommen: Ich bin jetzt offiziell, auch in Australien, eine Sekundarlehrerin J Juhuuu! Für weitere visa-technische Schritte sind wir momentan mit unserem Agenten („Migrationagent“) in Verbindung.

PPPS: Es war supertoll, Fabienne hier zu haben. Ich konnte einfach das sagen, was mir gerade in den Sinn kam (ohne vorher nach dem Wort zu suchen oder ob man das grammatikalisch überhaupt so sagen kann etc), alte Zeiten auferleben lassen, wieder rumblödeln und und und… Ein Jahr auf Distanz hat der Freundschaft absolut keinen Abbruch gegeben und ich hoffe, dies wird auch für die Zukunft so weiter gehen. Ich freue mich sie bald wiederzusehen, sei es in Basel, Perth oder BaliJ




























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